„Ich mache keinen DNA-Test. Ich muß meine Unschuld nicht beweisen“
So gewinnt Ullrich die Fans nie zurück
Zu Doping-Arzt Fuentes sagt er nichts. Aber er redet vom Tour-Sieg 2007
Von JOACHIM LOGISCH und FRED DREHER
Jan Ullrich (32) hat drei Wochen nach seiner Suspendierung seine Sprache wiedergefunden. Nach dem Interview, das er der Schweizer Zeitung „Blick“ gegeben hat, stellt sich allerdings die Frage: Glaubt er wirklich selbst, was er sagt?
Frage: Jan Ullrich, ganz ehrlich: Haben Sie in Ihrer Karriere wirklich nie gedopt?
Antwort: „Natürlich nicht. Ich habe niemals in meiner ganzen Karriere einen anderen Rennfahrer betrogen. das ist Fakt. Ich hatte dieses Jahr von Swiss Olympic und der Antidoping-Agentur elf unangemeldeteTrainingskontrollen und zusätzlich die üblichen Wettkampfkontrollen. Ich bewies damit ja praktisch meine Unschuld, denn die Tests waren alle negativ. Aber das schreibt natürlich keine Zeitung.“
Fachleute wissen, daß negative Dopingtests nicht zwangsläufig ein Beweis für sauberen Sport sind. Zumal sich Blut-Doping nicht nachweisen läßt.
Bei Ullrich weisen erdrückende Indizien im spanischen Doping-Skandal um den Madrider Arzt Dr. Fuentes auf seinen Freund und Betreuer Rudy Pevenage – und damit auch auf ihn hin. Darum hat sich T-Mobile von Ullrich getrennt.
Frage: Kennen Sie den spanischen Doping-Arzt Fuentes?
Ullrich eiert bei der Antwort herum: „Dazu habe ich mich schon geäußert.“
Ein klares Nein hätten seine Fans lieber gehört.
Einen DNA-Test, der Ullrichs Unschuld ganz einfach beweisen könnte, lehnt der Toursieger von 1997 nach wie vor ab.
Ullrich: „Ich muß doch nicht meine Unschuld beweisen. Es ist menschenunwürdig, wenn ich einen Gen-Test abgeben muß. Ich bin Radprofi und doch kein Mörder oder Verbrecher.“
Direkt nach dem Tour-Aus hatte er noch angekündigt, daß er versuchen will, seine Unschuld zu beweisen. Es scheint so, als wolle er die ganze Sache jetzt aussitzen.
Ullrich muß nur eins wissen: Seine Fans gewinnt er so nicht zurück! Die wollen von ihm Beweise, daß er unschuldig ist. Damit sie wieder hundertprozentig an ihn glauben können.
Seltsam wirken auch seine Äußerungen zu einem möglichen Comeback. Schließlich steht er derzeit ohne Team da. Und fast alle ProTour-Teams haben in einem Ethik-Code fesgelegt, keine beschuldigten oder verdächtigen Profis im Rennen einzusetzen.
Ullrich: „Jan Ullrich wird nicht aufgeben. Ich habe immer gesagt: Ich höre mit einem Tour-Sieg auf. Dieses Jahr wurde er mir leider verwehrt. Deshalb bin ich bestrebt, noch ein Jahr dranzuhängen. Ich will den ganz großen Sieg. Dafür brauche ich ein professionelles Team, in dem man auch Spaß haben kann.“
Sein Ex-T-Mobile-Gefährte Steffen Wesemann (35) behauptet: „Die Richtung deutet nach Amerika.“ Mehrmals pro Woche trainieren die beiden bis zu vier Stunden.
Meint Ullrich es ernst, oder spinnt er sich da etwas zusammen? Gestern verhandelte sein Manager Wolfgang Strohband in Bonn mit den Vertretern des T-Mobile-Teams über die Modalitäten der letzten Donnerstag ausgesprochenen Kündigung.
Ullrich muß wohl deutlich machen, daß er bereit ist, seine Karriere fortzusetzen. So ist es leichter, die ausstehende Million einzuklagen, die ihm für den zum Jahresende auslaufenden Vertrag zusteht...
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Was denkt ihr über Ullrich? Hat er gedopt oder nicht? Was haltet ihr von einem Wechseln zum amerikanischen Team "Discovery Channel"?
Ich bin mir sehr unsicher ob er gedopt hat oder nicht, aber ich denke schon, weil wenn er kein schlechtes Gewissen hätte, würde er längst einen DNA-Test machen.
Ivan Basso (auch Tour-Favorit, Italiener, wurde ebenfalls gesperrt, aber keine richtigen Beweise, im Gegesatz zu Ullrich) hat relativ früh einen DNA Test angekündigt, und nun bereitet er sich schon auf die Vuelta a España vor. Aber Ullrich ist einfach sofort untergetaucht.
Wenn Ullrich nicht gedopt ist, muss er auf jeden Fall das Team wechseln weil T-Mobile hat ihm seinen zweiten Toursieg versaut und außerdem ist das Vertrauen weg. Ich fände es dann sehr gut, wenn er zu Discovery Channel wechseln würde, weil
1. ein besseres Team gibts nicht, bei der Tour de France kann ihn kein anderes Team so gut unterstützen wie Discovery.
2. er Lance Armstrong als Berater hätte, und es gibt keinen der so gut die Fehler von Ulle kennt wie Armstrong, und kein Anderer könnte ihn bessere Tipps geben. (Zitat Armstrong beim Abschluss seiner Karriere: "Ullrich hat die Toursiege verschenkt"